Clean Dopamine – Teil 4: Resultate der gesunden Herausforderung

Es war eine harte Zeit und ich kam mir wie ein Junkie vor, der sich nach seiner Droge sehnt. Dass sich ein kalter Entzug bei einer legalen Sache so stark auswirken kann, war mir bisher noch nicht so sehr bewusst. Ständiges Einreden von Ausreden sollten es rechtfertigen, warum ich doch Süßigkeiten essen darf. Die definierten Strafen bildeten jedoch einen Rettungsring, der häufiger zum Einsatz kam.

Aller Anfang ist schwer

Wie gewohnt kam ich nach der Arbeit nach Hause, machte mir Abendessen, setzte mich an die Flimmerkiste (ich nenne meinen Fernseher so, weil ich nur einen Mini-PC daran angeschlossen habe, jedoch keinen Fernsehanschluss benutze) und ließ ein Video auf meiner Lieblingsvideoplattform laufen. Nach dem Essen hatte ich ein unglaublich großes Verlangen nach Schokolade und ich hatte tatsächlich noch etwas im Kühlschrank.

Als ich am Vortag alle Süßigkeiten eingesammelt und in den Keller, bzw. ins Büro für meine Arbeitskollegen gebracht hatte, hatte ich doch tatsächlich das Stück aus dem Kühlschrank übersehen. „Nur das eine Stück wird schon nicht so schlimm sein. Außerdem habe ich schon den ganzen Tag nichts Süßes gegessen. Es ist ein Zeichen, dass das eine Stück noch hier ist“, dachte ich mir, griff zu und legte mich mit meiner Droge auf die Couch.

Ein Lächeln wurde mir in mein Gesicht gezaubert, als ich die glänzende Verpackung ansah. Ich erwartete, dass ich, wie immer, dieses Stück Schokolade ohne Folgen genießen kann und mir einen Schuss Glückshormone damit verpassen kann.

Weit gefehlt! Plötzlich kam die Erinnerung, dass ich bestraft werde, wenn ich die Schokolade esse. Weiter sah ich die glänzende Verpackung an und kämpfte mit mir selbst. „Was war nochmal die Strafe? Achso, 10 Möhren und 2 Paprika essen.“ Ich habe die Schokolade dann mit viel Überwindung in den Keller zu den anderen Süßigkeiten gebracht und Cherrytomaten gegessen.

Ich bin ein Rechtsverdreher

In den Regeln steht ganz klar geschrieben, dass ich bei Regen das Auto verwenden darf. Wenn es also an dem Tag regnet oder sogar schon geregnet hat, dann muss ich nicht mit dem Fahrrad fahren. Eigentlich hat es wochenlang geregnet und ich war nur 1x mit dem Fahrrad im Büro. Selbst schwacher oder kurzer Regen ließen mich ins Auto steigen.

Aber auch an jedem zweiten Tag Sport machen, wurde knallhart ausgenutzt. Ich durfte per Regel an einem Tag faul sein und am nächsten Tag musste ich einfach für 10-15 Minuten Bauchmuskeltraining oder ähnliches machen. Das hat dann wieder genügt, um sich am nächsten Tag nicht sportlich betätigen zu müssen.

Als ein Freund eine lange Strecke auf sich genommen hat, um mich zu besuchen, hat er mir auch unglaublich teure Schweizer Schokolade mitgebracht. Er wusste nichts von meiner Herausforderung und er hatte auch Chips und weitere Leckereien dabei. An dem Tag habe ich unglaublich viel ungesundes Zeug in mich reingeschaufelt und da ich wusste, dass ich nur 1x der Strafe nachgehen muss, schaufelte ich weiter.

Rein juristisch gesehen, habe ich damit keine Gesetze gebrochen. Es scheint jedoch menschlich zu sein nur das nötigste zu machen. Und wenn man damit auch keine Gesetze/Regeln bricht, dann hat man seine Faulheit und seinen schwachen Willen auch noch damit gerechtfertigt. Dem Minimalprinzip zu folgen, war jedoch nicht der Grund für die lockeren Regeln. Es war einfach dafür gedacht, um nicht zu streng mit mir zu sein, doch dies habe ich ohne weiteres ausgenutzt. Für die nächste Herausforderung muss ich auf jeden Fall detailliertere Regeln und härtere Strafen definieren. Es muss doch möglich sein, für eine kurze Zeit eine bestimmte Sache zu machen oder zu unterlassen.

Resultate bei der Umstellung der Ernährung

Es hat mich positiv überrascht, wie gut es geklappt hat, am Vorabend Essen vorzubereiten und es am nächsten Morgen ins Büro mitzubringen. Es kostet zwar sehr viel Zeit die richtigen Gerichte zu finden und zuzubereiten, die man gerne isst, doch lohnt es sich sehr, wenn man es schafft, all die Fertigprodukte zu reduzieren oder abzuschaffen. Der Körper wird entgiftet und man nimmt automatisch Gewicht ab. Ich wollte es selbst nicht glauben, doch nur, weil ich meine Ernährung umgestellt habe, habe ich auch Gewicht verloren und das in 3 Wochen. Ein unerwarteter Nebeneffekt, der wünschenswert ist.

Hatte ich an einem Tag überhaupt keine Zeit mehr, mein Essen vorzubereiten, habe ich einfach Suppe im Büro gegessen. Dort habe ich schon Topf, Brühe und Nudeln vorrätig stehen, damit ich darauf zugreifen kann, wenn keine Zeit zum Zubereiten bleibt. Hin und wieder Suppe am Mittag zu essen, ist sogar sehr gut. Man muss einfach darauf achten, dass man die richtige Brühe und Nudeln nimmt. Ich empfehle dunkle Bio-Dinkel-Nudeln und Biobrühe.

Ein weiterer toller Nebeneffekt ist, dass man komplett andere Arbeitskollegen trifft, sogar welche, die man zuvor noch nie gesehen hatte.

Weitere Überraschungen und Vorteile

  • Nachdem man ein Rezept mehrmals umgesetzt hat, lernt man es auswendig und bereitet es auch sehr schnell zu. Mit der Zeit könnte ich auf Autopiloten schalten, zeitgleich ein Hörbuch anhören und mich komplett auf dieses konzentrieren und plötzlich ein gesundes Gericht vor mir stehen haben.
  • Mit der Sportroutine verhält es sich wie mit dem regelmäßigen Kochen. Man macht einfach morgens die Liegestütze und Bauchmuskeltraining. Zwar hatte ich am Anfang auch Probleme, drüber nachzudenken welches der beiden ich am jeweiligen Morgen machen muss, weil die Übungen bei mir täglich wechseln, doch Dailies auf Habitica zeigen mir an, welche Trainingseinheit dran kommt und wenn ich an meinem Manifest festhalten würde (Sorge für hohe Schlafqualität), dann wäre ich morgens nicht so verschlafen und könnte mich wohl selbst an die Übungen erinnern.
  • Nach der Challenge durfte ich zwar wieder Schokolade essen, doch hatte ich keinen sehr hohen Bedarf danach. Die Fressorgien haben aufgehört und ich gönne mir Schokolade höchstens als Belohnung, wenn ich wieder ein paar schwierige ToDos abgehakt habe. Doch mir hat es gefallen, dass ich durch die Umstellung der Nahrung abgenommen habe, ohne übermäßig Sport zu machen, also wieso damit aufhören?
  • Am Ende der Challenge habe ich nur die Schokolade als Belohnung genommen. Die Massage hatte ich mir – meiner Meinung nach – durch das Ausnutzen von Lücken in meinen Regeln, nicht verdient gehabt. Ich bin mir aber sicher, dass ich es in der nächsten Challenge schaffe, am Ball zu bleiben und mir eine Massage richtig verdienen kann.

Als Nächstes ist es Zeit, die Mediensucht unter Kontrolle zu bekommen. Da möchte ich auf Unterhaltungsmedien für eine längere Zeit verzichten, ja sogar kurz auf mein Smartphone.

Hier geht es zu Clean Dopamine – Teil 5: Verzicht auf Unterhaltungsmedien